Gerüchte hatten es schon lange vorausgeahnt, nun ist der Handheld „Steam Deck“ offiziell angekündigt worden. Ein 720p Gerät das angeblich auch aktuelle Tripple- A Titel abspielen kann (2TFlop Rechenleistung ist weniger als eine Xbox One, aber sollte dank nur 720p mehr als reichen). Die Steuerung erfolgt über das typische Layout wie man es von Xbox oder Playstation Controller kennt, ergänzt mit Touchscreens. Ähnlich wie bei Nintendo Switch wird es zusätzlich eine Dockingsstation (muss separat erworben werden) geben, mit der man dann Monitor, Maus und Tastatur anhängen kann und so ein kompletten Desktop PC quasi bekommt. Inwiefern es klappt auch mit dem Big Picture Mode am TV zu Punkten und so der Nintendo Switch Konkurrenz zu machen, wird sich noch zeigen. Angesicht dessen dass man jedliche USB Peripherie anhängen kann und ein TV auch nur ein Monitor ist, sollte es gehen.
Das ganze läuft auf Linuxbasis bzw. Steam OS 3.0, wird aber über Proton auch das starten von Windows Games ermöglichen. Die Hardware sieht den Bildern nach zu urteilen hochwertig verarbeitet (war der Steam Controller schon) und ein guten Eindruck. Laut Valve soll bis 8 Stunden Spielzeit drin liege, wobei ich vermute dass es wie bei der Switch bei 3 Stunden bleibt wenn die GPU wirklich volll belastet wird. Vorteil ist auch, das ganze ist schlussendlich ein ganz normaler PC und man kann installieren was auch immer man will.
Erhältlich wird es in drei Speicherausbaustufen sein. Die kleinste Variante wird 400$ kosten und 64GB eMMC verbaut haben, die teureren Varianten werden mit 256GB oder 512GB NVME angeboten. Die Schweizer Preise sind noch nicht bekannt.
Doch die Frage die ich mir stelle: Wer kauft so ein Teil? Ich selber habe auch eine volle Steam Bibliothek aber nicht das Bedürfnis unterwegs zu zocken (bin Autofahrer primär). Und ja viele Spiele bei Steam lassen sich mit Gamepad steuern, aber nicht alle. Und die Spiele die voll auf Maus und Tastatur ausgelegt sind (Strategiespiele, Shooter) kann man zwar mit dem Touch Konzept welches Valve damals mit dem Steam Controller getestet hat, zwar bedienen. Aber es ist einfach nicht dasselbe wie nativ mit Maus und Tastatur. Man wird nie die Sicherheit und Geschwindigkeit erreichen die man sich gewohnt ist. Ich hatte beim Steam Controller immer das Gefühl irgendwie handycapiert zu sein. Und was ich auch kritisch sehe: Wie gut und wie viel Prozent der Windows Spiele laufen mit Proton wirklich auf Linux so, dass man sich absolut keine Gedanken um Konfiguration etc. machen muss? Bei Golem.de habe ich etwas von nur 10% aller Windows Spiele gelesen. Kundschaft von solchen Fertiggeräten wollen sich aber mit solchen Fragen nicht ausseinandersetzen. Für manche dürfte nicht mal der Unterschied zwischen Steam als Launcher und einem Betriebssystem klar sein. Also wie gut funktioniert nachher das einfach hinsetzen und los spielen auf der Steam Deck? Ich habe da meine Zweifel, dass die Kundschaft mit dem Ergebnis zufrieden sein wird.
Update vom 23.07.2021: Valve hat durchblicken lassen, dass alle Spiele aus er Bibliothek ausnahmslos auf dem Steamdeck laufen werden. Zudem ist noch interessant zu wissen, dass alle Spiele die IGN (siehe Video unten) getestet haben, ab einer MicroSD Karte liefen und nicht auf dem internen Speicher. Kann dem einen oder anderen helfen bei Kaufentscheid. Wobei in der Schweiz wird das Steam Deck in absehbarer Zeit nicht offiziell erhältlich sein.
Das es gut funktionieren kann, zeigen ausgerechnet Bastellösungen aus China, wo massenhaft Handhelds mit Emulatoren angeboten werden. Aber die kosten dann keine 400$ aufwärts, sondern 100$ herum. Der Preis der Steam Deck ist Angesicht der Hardware fair und verständlich aber meines Erachtens zu hoch für gelegentlichen Fun. Dazu kommt ihr Bastelcharakter die sie haben wird, anders als eine Nintendo Switch die wirklich ein ganzes fertig gedachtes Ökosystem eines Grosskonzerns hinter sich stehen hat. Welcher zudem dafür ein enormer Exklusiv Titel Katalog entwickelt hat. Ich selber hätte einem Handheld zum Beispiel von itch.io mit entsprechend dem Gerät angepassten Indie Spiele mehr Erfolg versprochen als dem hier. Ich vermute schon in einem Jahr wird einem der Steam Deck Handheld hinterher geworfen und so ein Flopp wie die Steam Machines oder der Steam Controller. Gerade beim letzteren waren die fehlenden Profile für Games ein Problem. Zwar kann man alles selber konfigurieren, aber die Zeiten wo Leute so etwas freiwillig machten sind längst vorbei, hatte aber Valve beim Steam Controller auf die Arbeit der Community gezählt (vergeblich). Heute erwarten Kunden eine zu Ende gedachte und konfigurierte Lösunge bis ins kleinste Detail. Hiesse Valve müsste zehntausende von Profilen selber konfiguriert und optimiert haben, was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann. So ist zu befürchten dass bei ein paar Dutzend Vorzeigespiele (Valve eigene Titel plus die aktuellesten Tripple A Titel) super funktionieren und ein guten Eindruck hinterlassen werden, aber davon fernab die Erfahrung massiv ins negative fallen wird. Lasse mich aber gerne positiv überraschen.
Wer Englisch versteht, sollte sich dieses First View von IGN anschauen:
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