Ich besitze seit gut einer Woche eine Oculus Rift. Habe bei Amazon vom Sommerangebot profitiert und die Rift samt Touch Controllern für 410.-€ erworben (450€ – 19%MwSt + 30€ Zoll). Bisher war ich der Technologie eher kritisch gegenüber gestanden. Für mich stellte es ein 3D Anzeigegerät mit integriertem Headtracking dar. Zudem war das meiste was man immer wieder an Spielen sah eher das was man von Wii und Konsorte bzg. Bewegungssteuerung kannte, sprich billige Mini Spielchen.
Die Hardware
Geliefert wird mit dem Paket eine Oculus Rift Brille, die beiden Touch Controller, zwei Sensoren, eine Fernbedienung und ein Xbox One (alter nicht S) Controller samt Empfänger. Die Brille hat pro Auge eine Auflösung von 1080×1200, also insgesamt 2160×1200 (2.3 Megapixel). Das ist selbst für Mittelklasse Hardware keine Herausforderung mehr heutzutage im Zeitalter von 4K (8.3 Megapixel). Man würde nun ein recht stark verpixeltes Bild erwarten und de facto ist es das, aber da das ganze Bild noch durch Linsen betrachtet wird, fällt einem dies nur bei Text wirklich auf. Beim Spielen überwiegt die Immersion allfällige technische Grenzen und es fällt einem nicht auf. Die Brille hat integrierte Kopfhörer und ein Mikro. Der 3D Sound ist sogar richtig gut.
Der zweite grosse Aspekt des Gesamtpakets von Oculus sind die Touch Controller. Nach vielen Peripherie Experimente der letzten Jahre wie Kinect oder der Steam Controller die alle nicht so richtig zu überzeugen vermochten, halte ich doch tatsächlich neue äusserst überzeugende Peripherie in meinen Händen. Schlussendlich ist es ein Xbox Gamepad in zwei Hälften geteilt, so sind zwei Analogsticks vorhanden, alle Buttons inklusiv ingesamt vier Schulterasten da. Einzig was fehlt ist ein Digitalkreuz. Dazu dann die Gyrosteuerung; Rumble Effekt und die Erfassung via optischen Sensoren. Soweit alles wie man es erwarten würde in einer ebenso wie das Xbox Pad ergonomisch durchdachten Form. Nichts stört alles passt. Was nun aber noch hinzu kommt: Die Abfrage der Finger und genau das macht diese Controller einzigartig. Daumen, Zeigefinger und die restlichen drei Finger als Einheit werden erfasst ob sie gestreckt oder anliegend sind. Somit kann man auf Dinge im virtuellen Raum zeigen, fassen oder eine Faust bilden. Und das funktioniert erstaunlich gut.
Die mitgelieferte Fernbedienung wird durch die Tochcontroller ersetzt und daher eigentlich nicht mehr benötigt. Ein Xbox Pad bräuchte ich auch nicht zusätzlich, zumal ich mir erst kürzlich ein neues S Modell von Xbox One Pad im Xbox Designlab nach eigenem Design bestellt habe. Da dieses via Bluetooth angeschlossen wird, habe ich ein USB Anschluss mehr frei. Das mitgelieferte ist wie gesagt ein altes samt Empfänger, weil Blueetooth des neuen wird nur bei Windows 10 unterstützt.
Die Software
Bevor man eine VR Brille besitzt, konzentriert man sich immer viel zu stark auf die technischen Daten der Brille. Was mir aber nun auffällt: Das ganze Ökosystem und die Peripherie darum herum ist wichtiger!
Genau hier macht meines Erachtens Oculus alles richtig. Gegen ein weiteren Store regt sich bei PC Gamer zuerst einmal Widerstand. Aber wenn man nachher realisiert dass bei Oculus alles in der VR eingebunden ist, dann macht das durchaus Sinn. Zwar bietet inzwischen auch Valve mit Steam VR so eine Umgebung wo ebenfalls die gesamte Steam Funktionen wie Shop oder aber VR Spiele zu starten möglich sind.
Kommen wir zum Aufbau und Setup des ganzen. Hier mal ein ganz grosses Lob an Oculus. Man wird Schritt für Schritt durch die Installation geführt und ich hatte an keinem Punkt irgendwelche Ungereimtheiten angetroffen. Entgegen vielen Vermutungen braucht man nur ein einzigen USB 3.0 Anschluss für Oculus Rift und zwar für die Brille. Die Sensoren können auch an USB 2.0 angeschlossen werden. Ich hatte zuerst das ganze an meinem neuen PC angeschlossen wo ich mehrheitlich eh nur noch USB 3.1 Anschlüsse habe. Da dieser jedoch in meinem Büro zu Hause steht wo als altes Appenzeller Haus die Deckenhöhe und auch die Räumlichkeit sehr beschränkt ist, habe ich inzwischen das ganze in den Anbau mit 2.5m Deckenhöhe gezügelt zusammen mit meinem „alten“ PC. Der besitzt immerhin auch eine potente Hardware mit einer Titan classic Grafikkarte, einem i7 3770K und 16GB RAM.
Die Spiele
Kommen wir zum wichtigsten Teil. Was nützt tolle Hardware ohne Software bzw. hier Spiele? Ja gerade vorne weg, es gibt sehr viel Müll im VR Bereich der dem ganzen kein Gefallen tut, weil es langjährige Gamer eher abschreckt als motiviert. Aber keine Sorge es gibt auch richtig tolle Spiele. Für mich persönlich hat es sich alleine wegen Zaccaria Pinball Sammlung gelohnt. Da es mir bis dato nicht vergönnt ist ein echten Pinball Tisch zu besitzen (ist einfach zu teuer) ist diese VR Erlebnis das was der beste Ersatz darstellt, ausser noch ein Eigenbau.
Wer die Touch Controller besitzt bekommt von Oculus 7 Spiele geschenkt. Robo Recall von Epic ist eines davon und bis dato nicht nur das am besten aussehende Spiel, es macht auch richtig Spass, zumal es sehr schnell recht zur Sache geht. Man wird von eine Invasion von humanoid wirkenden Robotern angegriffen. Neben dem üblichen erschiessen kann man sie auch von Hand demontieren. Dead and Buried wiederum ist ein typischer Lightgun Wildwest Shooter und macht gerade im Multiplayer Spass, auch wenn ich in den ersten Partien keine Chance hatte. Gleichzeitig zu der Sommer Rabattaktion hat es im Store von Oculus auch verschiedene Pakete von Spiele im Sonderangebot. Ich habe mir das Paket mit „The Climb“ (Kletterspiel von Crytek), „Raw Data“ (ähnlich wie Robo Recall), „Sports Bar VR“ (virtueller Pube mit Spielhallen Aspekte) und „I aspect you to die“ (Agenten Survival Game) gegönnt. Daneben noch EVE Valkyrie (Weltraumspiel) und Arizone Sunshine (Zombie Shooter). Daneben habe ich bei Steam schon diverse VR fähige Spiele wie Dirt Rally, Elite Dangerous, Redout, Project Cars usw. Viele Gamer werden monieren, dass diese Art von Spiele schon lange gibt und eher banal gestrikt seien (Robo Recall zum Beispiel). Ja das ist richtig, dennoch macht es in der VR halt dank Headtracking und Interaktionmöglichkeiten die einfach direkter sind Spass. Ersetzen sie die normale Spiele oder spielt man nur noch in der VR? Nein, ich sehe VR als Ergänzung und nicht als Ersatz für normales Gamen vor einem konventionellen Display.
Viele beklagen sich wegen Übelkeit oder haben deswegen Bedenken. Als langjähriger Gamer ist mir das nicht passiert. Ich habe ua. im Steam Redout (ein Wipeout Clone) gespielt und keinerlei Probleme gehabt. Ebenso habe ich EVE Valkyrie gespielt und auch dort nie die Orientierung verloren. Wo ich einzig Probleme bekam war beim gemächlichen Schweben durch die Internationale Raumstation ISS. Da hat mein Körper gemeint es müsste Bewegung da sein. Was auch viel gefragt wird, wie störend das Kabel an der Brille ist. Etwas richtig auf die Seite gelegt, stört es selten. Und technisch wird es wohl eine ganze Weile noch dauern bis ein 1:1 Ersatz ohne Kabel kommen wird (Akku -> Gewicht, Laufzeit, usw.). Bevor ich eine massiv schwerere Brille trage, lieber ein Kabel. Und ja die Brille ist sehr leicht, der Tragekomfort gut, auch wenn ich mir überlege noch ein Stoffüberzug bei der Maske zu zulegen.
Wie gesagt ich habe das ganze erst eine Woche und wegen dem Fornite Headstart nicht soviel gespielt wie ich wollte. Ich werde aber nach und nach noch mehr nachliefern. Was den PC gegenüber Playstation VR auszeichnet sind halt auch noch Anwendungen wie Google Earth VR, wobei wenn Sony wollte könnten sie das ja auch anbieten. Elite ist schliesslich inzwischen auch bei den Konsolen erhältlich und auch Kinomodus, 360° Videos etc. bieten eigentlich alle VR Anbieter an. Was ich schon mehrfach im Internet gelesen habe und es gibt sogar Tools dazu: Kann ich damit mein Desktop ersetzen? Einerseits wird damit gemeint dass man in der virtuellen Umgebung viel grösserer Display simulieren kann (Kinomdus zum Beispiel) oder gar in virtuellen Umgebung (auf dem Mars zum Beispiel) arbeiten könnte. Spielerei, vergesst es! Es gibt wie gesagt ein Tool das sogar virtuell die Anzahl Monitore vervielfältigen würde, aber ehrlich das will man sich nicht antun. Auch der Kinomodus hört sich besser an als er es ist. Das hat mit der beschränkten Auflösung bis dato zu tun, sprich Desktop Betrieb könnt ihr definitiv vergessen und es ist dann doch angenehmer vor einem echten TV zu sitzen. Zuletzt sei gesagt: Die Brille kann kein Monitor ersetzen, weshalb ich bei der Installation im Anbau auch ein Monitor mit zügeln musste. Mir war der Gedanke gekommen via Remote auf dem iPad einfach die Applikationen zu starten. Das funktioniert nicht, im Desktopremote startet die Oculus Software nicht und es kommt eine Fehlermeldung.
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