Oculus Quest 2

Ich habe mir eine Oculus Quest 2 als Nachfolger meiner Rift gegönnt. Warum eine neue VR Brille? Einerseits hat sich in den letzten 5 Jahre so einiges getan. Der Vorteil der Quest 2 gegenüber der Rift ist enorm. Die Rift war kabelgebunden, brauchte als Orientierung Sensoren im Raum stehen (belegte viele USB Anschlüsse) und braucht natürlich ein PC. Der Vorteil ist also dass man die Brille in einem anderen Raum nutzen kann als der PC steht.

Oculus Rift Consumer Version 1: Sensoren und Kabel

Technische Daten und Vorteile

Dem gegenüber ist die Quest 2 ein komplett autonomes Gerät, das auch ohne PC voll funktionsfähig ist. Zur Zeit ist nur die 256GB Variante erhältlich und die momentan nicht erhältliche günstigere 64GB wird durch eine 128GB Variante ersetzt. Das Gerät ist komplett wireless und hat intern vier schwarz/weiss Kameras mit der sie sich räumlich orientiert. Ich habe mir zudem den Elite-Riemen mit Batteriepack gegönnt. Der verdoppelt die Laufzeit des Gerätes hat ein komfortableren Tragekomfort und gleich zudem das Gewicht besser aus. Zudem kommt er mit eine Tragetasche wo Brille samt gesamter Zubehör Platz hat. Was ich nicht gekauft habe ist das überteuerte Verbindungskabel zum PC (einfach ein langes USB-C Kabel). Das braucht man nicht mehr dank WLAN Verbindungsmöglichkeit (noch im Beta-Status) namens Airlink. Airlink braucht aber im Minimum ein 5GHz WLAN. Oculus Quest 2 hat selber bis Wifi 6 verbaut. Bei der Auflösung hat sich natürlich auch etwas getan. Während bei der Rift pro Auge eine Auflösung von 1080×1200 (1.3 Megapixel) zur Verfügung stand steht nun 1832×1920 (3.5 Megapixel) zur Verfügung. Das ist auch der Grund warum man jetzt keinen Raster mehr sieht. Diese gesteigerte Pixeldichte merkt man sehr gut, wenn man ein Webbrowser oder andere Anwendungen mit kleinen Text verwendet. Ein Vorteil ist zudem die höhere Frequenz. Ab Werk hatte die Rift nur bis 75Hz und bekam dann noch ein 90Hz Modus nachgeliefert. Bei der Quest 2 ist ab Werk 90Hz und wird nun ein 120Hz Modus nachgereicht. Für Brillenträger liegt übrigens ein Abstandhalter für die Gesichtsmaske bei, etwas was bei der Rift fehlte. Wobei bei meiner Rift hatte ich die komplett durch etwas bequemeres ersetzt, hier ist diejenige der Quest 2 schon einiges besser.

Wer übrigens kein PC hat, der braucht aber mindestens ein Smartphone und die Oculus App darauf um die Brille vollends zu konfigurieren. Warum das so gelöst ist, erschliesst sich mir nicht, denn in erster Linie wird so Facebook Authentifizierung realisiert. Es scheint so als ob Oculus sich scheut, den Kunden zuzumuten zu viele Daten via virtuelle Tastatur eingeben zu müssen, aber beim WLAN Passwort kommt man nicht darum herum.

Oculus Quest 2: Lieferumfang

Nachteile

Die Quest 2 hat nicht nur Vorteile. Da wäre schon mal die unangenehmen Trageriemen ab Werk zu erwähnen. Man wird quasi fast gezwungen hier nochmals Geld in die Hand zu nehmen, was den günstigen Preis relativiert¹. Was auch etwas eingeschränkt wurde ist die Linseneinstellung. Die hat heute 3 fix einrastenden Stellungen, was bei der Rift stufenlos ging. Was viele stört ist die Facebook Account-Pflicht (zumindest ab 2023). Mein grösster Kritikpunkt ist das fehlende Crossbuy, sprich dass ich Spiele die ich für die Rift gekauft habe, bis auf wenige Ausnahmen, nicht auf der Quest 2 vollends nutzen kann. Ich brauche sie zwar nicht nochmals zu kaufen, aber kann sie nur via Airlink nutzen, nicht direkt auf dem Gerät installieren. Bei einigen Spielen die nicht für die Quest 2 optimiert wurden, verstehe ich das und werden darum im Store für die Quest 2 auch gar nicht angeboten, weil sie die interne Hardware wahrscheinlich leistungstechnisch überfordern würde. Aber zum Beispiel das VR Spiel schlechthin „Beat Saber“ habe ich bereits für die Rift gekauft und liegt auch in einer für Quest 2 optimierten Version vor. Ich müsste damit ich das Spiel direkt auf der Quest 2 es installieren könnte, dieses nochmals kaufen. Zwar kennt man ähnliches auf den Konsolen wo eine PS4 Version auch auf der PS5 nochmals gekauft werden muss, aber Microsoft beispielsweise handhabt das anders. Im minimum hätte ich ein Rabatt für Bestandskunden erwartet.

Update vom 30.07.2021: Inzwischen muss ich feststellen, dass scheinbar „Beat Saber“ fast das einzige Spiel ist (weil der Blockbuster für VR schlechthin) der sowohl für Rift wie Quest erhältlich ist und nochmals Geld verlangt wird. Alle anderen Titel die für beide Plattformen erhältlich sind, müssen nicht nochmals gekauft werden (einzelne Ausnahmen). Fakt ist: sehr viele Spiele welche für die Rift und damit für die Leistung eines Mittelklasse PC entwickelt wurden, sind gar nie für die Quest optimiert bzw. portiert worden. Und ich sehe das aktuell bei „Sniper Elite VR“ wo ich gestern mir die Quest Version geholt habe. Das Spiel sieht wie ein 10 Jahre altes Spiel aus. Es scheint als sei die Leistung der Quest 2 doch ein stark limitierender Faktor.

Aktuell findet gerade eine Rückrufaktion statt und zwar wegen der Gesichtsmaskenpolsterung aus Schaumstoff. Angeblich kann diese allergische Reaktionen und zu Hautirritationen hervorrufen. Hat man aber das Gerät aktiviert ist das Auslösen der Bestellung des Silikon Ersatzes relativ einfach. Ich sollte die nächsten 4 Wochen nun mein Ersatz zugesandt bekommen.

Airlink und Guard

Über Airlink, muss in den Einstellungen unter Beta-Funktionen eingestellt werden, kann ich alle VR Spiele auf dem PC laufen lassen und auf der Quest 2 geniessen. Zur Zeit kommt es zwischendurch kurz zu Ruckler durch Verbindungsunterbrüche (weil noch in Betaversion) aber es hält sich in Grenzen. Auch Steam VR Games lassen sich weiterhin nutzen. Die Brille wird aber quasi zwischen Airlink und Quest 2 Modi umgeschalten. So bietet dann einem der Shop im Airlink Modus eben alle alten Rift Spiele samt den gekauften an und im Quest 2 Modus nur die für die Brille optimierten. Es gab drei Titel die sich bei mir gratis upgraden liessen.
Sehr cool ist der neue Guard, der eine sichere Zone definiert. Hier werden die vier Kameras eingeschaltet und man sieht die Umgebung. Auch erkennt dieser hereinragende Objekte. Was ich selber noch nicht erlebt habe, aber scheinbar der Fall sein soll: Zuerst kommt wie gewohnt das Gitter zum Vorschein nähert man sich der Grenze, sollte man dann immer noch nicht stoppen sollen sich angeblich die Kameras dann auch einschalten.

Langzeiterfahrung werde ich nachreichen und damit auch wie die Laufzeiten der Brille sind. Denn man liesst da verschiedenes. Ohne Zusatzpack sollen min. 2 Stunden Laufzeit drin liegen mit Pack also 4 Stunden. Es kommt auch drauf an ob das Spiel direkt auf der Hardware der Brille oder gestreamt ab dem PC läuft, bei wie viel Hertz (120Hz kommt eine klare Warnung dass sich die Laufzeit enorm verringere) usw. Was ich schon sagen kann: das Aufladen dauert ca. 2.5 Stunden. Das wäre natürlich auch ein weiteren Nachteil für Dauernutzer. Aber ich habe nicht vor die Brille solche Stunden am Stück zu nutzen. Man merkt nach einigen Stunden einfach auch die Anstrengung an für die Augen.

Oculus Vorteil

¹ Wenn man sich die Konkurrenz wie Valves Index oder HTC Vive anschaut, ist der Preis immer noch extrem günstig. Alle sind kabelgebunden und der wireless Adapter von HTC kostet mit 400$ fast soviel wie hier das Grundgerät. Eine aktuelle Konkurrenz, weil wireless, wäre HTC Vive Focus 3, welches aber eigentlich für Business Anwendungen beworben wird. Darum auch der Preis von 1400 Euro, dafür eine 5K Auflösung. Die meisten Geräte für Gaming kosten ein Drittel mehr bis über das Doppelte der Konkurrenz. Die meisten haben etwa dieselben technischen Daten, einige höhere Auflösung und bis 144Hz. Wenn man bedenkt was für Technik man für den Preis bei der Quest 2 bekommt, muss man zur Zeit sie als das beste Angebot bezeichnen. Ich denke Facebook will nicht mit der Hardware sondern Nutzerdaten und Softwareverkäufe Geld verdienen. HTC als reiner Gerätehersteller muss aber mit denen Geld verdienen. Dazu kommt das Ökosystem von Oculus. Niemand ausser sie entwickelt so viele Exklusivtitel für VR, welche vollends auf VR ausgerichtet sind und nicht nur VR als Option oben drauf geknallt bekommen haben. Und hier kommt die Krux: Oculus Nutzer können VR Spiele anderer Quellen (Steam, Epic Launcher usw.) nutzen, umgekehrt können die anderen die Oculus Spiele nicht nutzen und verpassen damit einige der besten VR Spiele auf dem Markt (Lone Echo, Vader Immortal, Rockband VR, Robo Recall, The Climb usw.).

Soweit ich irgendwo letztlich gelesen habe, soll die Quest 2 auch demnächst noch das einzige Produkt sein welches Oculus weiterführt. Ich kann mir vorstellen dass dies dann der Fall wird, wenn Airlink finalisiert wurde. Wenn Oculus die Rift Reihe wirklich durch die Quest ersetzt, müssten sie im Shop die Spiele neu kategorisieren. Solche die mit und solche ohne PC gespielt werden. Denn will man Grafikgranaten anbieten, dann kommt man um den PC nicht herum.


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