Free2Play: Fluch oder Segen?

Es ist längst zum Erfolgsmodell der Spielbranche erkoren worden, das Free2Play (F2P) System. Ist es das aber auch?

Die Angst

Gerade alt eingesessene Gamer wie ich fragen sich wohl zurecht: wollen wir, dass dies die Zukunft der Spielbranche ist? Verdrängt dieses Modell die innovativen und teuren Spiele die wir zu lieben gelernt haben? Bekommen wir nun nur noch Spiele die auf die Gelegenheitsspieler ausgelegt wurden? Die Angst macht sich bei den Kern der Spieler breit. Man sieht es auch daran, dass in den letzten Monaten ein grosses Studio nach dem anderen geschlossen wird, nach dem die letzten Jahre schon die Hälfte aller Verlage schliessen musste. Eine Konsolidierung wie sie vorher schon das Musik- und Filmbusiness erleben musste. Man muss sich nur mal die immer kürzer werdende Liste an Exklusivtitel bei den Konsolen anschauen. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass seit ein paar Jahren die sog. Gelegenheitsspieler den Ton angeben und die Vielspieler (auch Core Gamer genannt) die Unterzahl darstellen. Vor kurzem noch waren die Vielspieler aber dennoch die Umsatz stärkere Gruppe. Bleibt das so?

Das Missverständnis

Für jeden der F2P noch nicht kennt. Grundsätzlich bekommt man eigentlich eine unbegrenzte Demonstrationsversion oder schlicht eine Freeware geliefert. Der Kunde wird mit Verbesserungen oder weiteren Möglichkeiten dazu bewogen, mehr oder weniger freiwillig, Geld auszugeben. Das Grundspiel jedoch ist gratis.

Das hört sich soweit gut und vernünftig an. Doch ich denke es gibt sowohl auf Kundenseite wie auf Entwicklerseite Klärungsbedarf, denn man redet aneinander vorbei. Der Kunde will schlicht viel Unterhaltung für möglichst wenig Geld. Der Entwickler will aber nicht nur überleben sondern auch Gewinne machen für zukünftige Projekte und er muss Investoren zufrieden stellen. Es gibt daher Verlage wie EA die sehr negativ auffallen in dem Geschäftsfeld in dem sie das sog. Pay 2 Win Konzept verfolgen. Wer mehr bezahlt hat bessere Chancen bis unfaire Vorteile. Was dem Rest der nicht bereit ist soviel Geld auszugeben den Spielspass verdirbt, wenn es um Multiplayerspiele geht. Dieses Konzept geht schlussendlich für Kunde wie für Hersteller nicht auf, weshalb EA hier schon wieder ein Studio kürzlich schliessen musste. Es geht um das Studio welches die Mobilversion von Dungeon Keeper verbrochen hatte. Die Resonanz von Presse und Kundenkritik war vernichtend und das Studio nun Geschichte. EA hindes muss sich fragen wie sie weiterhin Erfolg haben wollen in dem Sektor. Aber das ist ihr und nicht unser Problem.

Die Kunden müssen also von ihrer romantischen Vorstellung weg kommen nun einfach unentgeltlich und gleichzeitig hochwertige Spiele geliefert zu bekommen. Die Firmen sind keine Wohltätigkeitsvereine. Die Firmen sollten sich aber auch im Zaum halten. Allen voran nicht die Abzockermentalität dann auch noch auf Vollpreisspiele mit total überrissenen DLC Preisen und Anzahl sowie noch Microtransaction übertreiben. Damit vergraulen sie die Kunden zurecht.

1984 déjà  vu

F2P findet in erster Linie auf dem PC wie auf den Mobilgeräten Anwendung. Beim PC sollte es die Raubkopien eindämmen, bei den Mobilgeräten wurde man durch die Konkurrenz aus Asien ins Geschäftsfeld gezwungen. Denn wenn man selber ein paar Franken für sein Spiel verlangt, währen der Konkurrent sein Spiel gratis zur Verfügung stellt, wer wird wohl mehr Downloads haben? Man muss mitmachen, weil die Appstores ja ein überschwenglichen Angebot haben, unter der es der Kunde schwer hat das richtig zu finden. 99% dürfte schlicht für den einzelnen Kunden unbrauchbarer Müll sein.

Diese Masse an Müll lässt mich gerade für die noch junge und boomende Mobilgaming Branche böses erahnen. Goldgräberstimmung und völlig unrealistische Vorstellungen bei Investoren und Studios müssen irgend wann ihre Folgen haben. Es wird zu einem Crash kommen. Und bei dem hohen Müllanteil eher früher als später wie damals 1984 der Crash in der USA bei Spielautomaten und Konsolen. In Europa droht zudem der Branche nun Regulierungsbestreben von der Politik. Das deshalb weil auch zu Ihnen die Abzocker Mentalität gerade in den Appstores zu Ohren gekommen sind. Wie die Klingeltonabzocke bei Jugendlichen durch Firmen wie Jamba, wurde eine Zeit lang zu geschaut und dann kam der Regulierungshammer. Und das erschreckt dann Investoren.

Es geht auch anders

Ich habe jetzt viel von Abzocke geschrieben. Stimmt die Mentalität in der Chefetage von Verlagen nicht, dann klappt es auch mit dem Kunden nicht. Denn man kann Investoren nicht zufrieden stellen, wenn der Kunde nicht kauft. Der Kunde ist also in der Nahrungskette schlussendlich eben doch König.

Ich selber habe auch schon ein paar F2P Titel sowohl auf Mobilgeräten wie dem PC ausprobiert. Wenn man keine utopischen Erwartungen hat, dann kann das F2P Konzept gut als eine Art Demo Ersatz dienen und man verprasst kein Geld unnötig in ein Spiel welches man nach paar Stunden gelangweilt weg legt. Es gibt einige wenige faire Titel und es gibt viel Müll. Der Anteil der guten Spiele dürfte so gering sein wie die bezahlende Kundschaft, ca. 3%. Beim PC ist die Ausgangslage eine andere als die bei Mobilgeräten. Beim PC gab es schon sehr lange gratis Spiele. Einerseits Opensource oder Fanprojekte, anderseits die werbefinanzierten Spiele im Web. Da die Entwickler im PC Bereich diese Konkurrenz immer noch im Nacken hat, gibt es insgesamt weniger Abzockerei als im Mobilbereich, der ja ein abgeschottetes System darstellt. Das ua. ein Grund warum ich geschlossene Systeme als Nachteil für den Kunden empfinde und offene Systeme wie der PC vorziehe. Im Mobilbereich bin ich soweit dass ich nur noch Spiele suche die ich vorher auf Testseiten eine gewisse gute Kritik bekommen haben und die etwas kosten. Der Rest ignoriere ich grosszügig. Beim PC nutze ich auch nur wenige F2P Angebote, eigentlich so gut wie keine. So gut ein Path of Exile ist und es ist ein sehr faires Spiel dem Kunden gegenüber, aber Diablo 3 ist qualitativ einfach besser. Da merkt man eben das Geld welches Blizzard in das fein Balancing steckt.

Wer aber nun glaubt F2P bringe nur minderwertige Spiele zu Stande, der irrt gewaltig. Es gibt längst hochwertige Titel die grafisch Titel mit sehr grossen Budget Konkurrenz machen. In Asien und Südamerika ist das Geschäftsmodell den dortigen Einkommensgegebenheiten geschuldet und schon Pflicht und nicht nur Kür. Hier zu Lande wird es eine Nische bleiben die vor allem im Mobilsektor Anwendungen findet. Schlussendlich wird sich nun mit den neuen Konsolen und dem vermehrten Einsatz von F2P zeigen welche Zukunft das Geschäftsmodell hat. Es hat so oder so eine, aber wie gross und in welchem Umfang wird sich zeigen, wenn eine erste Konsolidierung erfolgt ist. Denn Krisen geprüft ist das Geschäftsmodell bisher noch nicht!


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Kommentare

2 Antworten zu „Free2Play: Fluch oder Segen?“

  1. Avatar von Ass
    Ass

    Aber auf Mark TV das Gegenteil behaupten

  2. Avatar von JTR

    Wo soll ich das Gegenteil behauptet haben. Ich differenziere und schere nicht einfach alles über denselben Kamm. Ich habe es dort wie hier geschrieben, es gibt viel Mist aber es gibt auch gute Angebote wie Path of Exile.

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