Einheitskonsole: Idee und Realität

Ich beziehe mich bei diesem Beitrag auf ein Golem Beitrag von heute. Hierbei wurde ein Denis Dyack zitiert, Chef von Silicon Knights. Zusammengefasst ist der Herr der Meinung, dass die Industrie eine Einheitskonsole, weniger Spiele und weniger Kontrolle brauche. Diese Einheitskonsole sollte einem von einem Industriekonsortium festgelegter Standard gefertigt werden. Den ganzen Artikel gibt es hier zu lesen (Golem.de). Der Herr lässt dabei aber auch ziemlich viel Dummfug von sich und vergisst dabei die alltägliche Realität des Kapitalismus. Seine Idee hat starke Anzüge eines Komunismus, wo alle glücklich teilen.

Der Standard und der Vorteil für sich:

Die Idee ist nicht neu und leuchtet einerseits ein. Anderseits bin ich beruflich Konstrukteur und kenne mich was „Industriestandards“ anbelangt ein wenig aus. Sprich ich bin ein gebranntes Kind. So ein Standard kann schneller verwässert werden als dem Ureigner lieb ist. Und wer legt fest, wann eine Konsolegeneration endet und wann eine neue kommt? Damit spreche ich schon das grösste Problem an. Den Wettbewerb und die Innovationsschübe. Wenn jedermann unter Lizens dieses Konsortiums diesselbe Hardware liefert, dann hat er ein Problem: Wie hebt er sich, ausser durch den Preis, von der Konkurenz ab? Es gibt verschiedene Szenarien.

  1. Die Hersteller beschränken sich auf mediale Zusatzfeature und Design und halten sich weitgehenst an den Standard. Diese Geräte sind wahrscheinlich, genauso wie heute, sie sehr ähnlich.
  2. Einige Hersteller versuchen mehr Leistung unter die Haube zu bringen um noch aufwendigere Spiele zu ermöglichen. Damit wären wir aber sehr schnell am gleichen Ort wo wir heute beim PC angelangt sind. Tausende von verschiedenen Konfigurationen und die damit verbundenen Probleme. Vergessen wir nicht: Die heutigen Konsolen haben sich schon weitgehenst dem PC angenähert, was Hardware und Funktionsumfang anbelangt. Patches, Harddisk un und Installationen (PS3) sind inzwischen genauso wie Netzwerk und damit verbundene Sicheheitsprobleme Themen bei den Konsolen.
  3. Ein grosser und erfolgreicher Konzern spielt nicht mit und die anderen haben das Nachsehen. Siehe MP3 Player und Apples iPod! Ebenso kann es (durch DRM kein Problem) ein Rückfall zu Exklusivtitel kommen (Disney Spiele laufen nur auf der HP Version zum Beispiel). Und es kommt wieder zu einer ausseinander Dividierung.

Wie gesagt, die Idee ist gut, die Umsetzung utopisch, da jeder Konzern für sich Vorteile versucht zu erarbeiten.

Alternative PC:

Valve verfolgt bei Steam schon länger eine pflegeleichte Alternative auf dem PC. Patches und Installation verlaufen vollautomatisch ohne Zutun des Nutzers. Dabei hat diese Methode sogar mehrere Vorteile gegenüber heutigen Vetriebsformen und Handhabung bei Konsolen: direkter Vertrieb (Kosteneinsparung) und kein Medium mehr (Platzsparend und keine DVDs suchen und einlegen). Daher kann ein solches Konzept beim PC längerfristig dafür sorgen, dass Konsolen rein technisch gesehen eher ins Hintertreffen geraten. Zumal PCs schon längst nicht mehr nur im Büro zum Arbeiten genutzt werden. Mit Mediacenter haben sie unlängst Einzug ins Wohnzimmer gefunden, lassen sich ebenso einfach am TV (dank HD sind diese nun PC tauglich) oder Beamer stöpseln und nutzen.

Lizenzkosten:

Dyack meinte, ein weiteres Problem sei die Kontrolle von Sony, Microsoft und Nintendo, sowie die damit verbundenen Lizenzkosten. Ich frage mich nur, wie das bei einem von einem Konsortium verabschiedeten Standard anders aussehen soll. Jetzt existiert noch ein Wettbewerb zwischen den drei Grössen, nachher gibts ein festgelegter Tarif bei den Lizenzen. Und ich gehe nicht davon aus, dass dieser Betrag kleiner wäre. Lizenzkosten Seitens der Gerätehersteller sind nur das eine. Oft sind heute aber auch Lizenzen von Urheber von anderen Technologien oder aber von Medienlizensen der Grund von höheren Produktionskosten. Und da wird sich auch in der Zukunft nicht viel ändern. Open Source mag ein Ansatz sein, der aber eben durch Softwarepatente weiterhin gefährdet ist. Zudem ist Open Source ein zweischneidiges Schwert. So ist es in der Regel ein Nehmen und Geben. Und das wollen die meisten Verlägshäuser sicher nicht eingehen.

Irrtümer:

Herr Dyack macht mit seinen Aussagen bei mir nicht grad den Eindruck, dass er wirklich viel von der Branche verstanden hat. Es gibt ein paar Beispiele:

Zitat: „Ein weiteres Problem sei die Kontrolle von Nintendo, Microsoft und Sony Computer Entertainment über ihre jeweiligen Plattformen – sie würden nicht nur Lizenzgebühren einstreichen, sondern letztlich auch bestimmen, was sie auf ihren Systemen sehen wollen und was nicht. Dyack zeigte sich erbost darüber, dass dadurch Spiele wie das Gewaltspiel Manhunt 2 (Rockstar Games/Take 2) „zensiert“ würden.“ Diese Aussage zeigt, dass er sich mit dem Thema nicht genug befasst hat. Nintendo hat früher viel mitgeredet was auf ihrer „Kinderkonsole“ veröffentlicht wird und was nicht. Sony aber zum Beispiel verfolgt eine sehr offene Veröffentlichungspolitik. Manhunt wird in den meisten Ländern zensiert, weil es entsprechende Gesetze gibt. Genauso wie Microsoft in Deutschland gewisse Inhalte einfach nicht anbieten kann, oder nur unter schwierigen Vorlagen.

Zitat: „Nur wenn sich Spiele gut genug verkaufen würden, könnten die entrichteten Lizenzgebühren für den Zugang zu den Konsolen aber wieder eingespielt werden. Dyack erwartet, dass in Folge viele Entwickler und Publisher aus dem Business verschwinden würden und die GroàŸen übrig bleiben.“ Das mag bei Vollpreisspielen stimmen. Aber genau deshalb bieten die Hersteller inzwischen Plattformen wie Live Arcade etc. an. Hier sind die Lizenskosten und das damit verbundene Risiko gering. Des weiteren bietet sich kleineren Hersteller immer noch der PC an, der komplett ohne plattformgebundenen Lizensen auskommt.

Zitat: „Dass die groàŸen Third Party Publisher ohne eigene Hardware mit der aktuellen Situation nicht zufrieden sind, ist nichts Neues – viele setzen ihre Blockbuster-Spiele in fast identischer Form auf Xbox 360 und PS3 um, für Wii gibt es evtl. noch kleinere Anpassungen an die ungewöhnliche Steuerung. Vor wenigen Wochen gab es schon Gerüchte, denen zufolge Marktführer Electronic Arts (EA) über eine eigene Konsolenplattform nachdenke – das wurde zwar in der Form nicht bestätigt, es zeigt jedoch, dass auch andere in der Spielebranche die Situation gerne ändern würden.“ Dies zeigt für mich das Gegenteil. Das genau Szenario 3 mit Sicherheit (wenn auch mit evt. Kombination eines weiteren Szenario) eintreffen würde. Man will „seinen Markt“ für sich absichern. Einmal mehr spielt de Egoismus und die Geldgier dem Bestreben wider.

Schlusswort:

Was ich mir vorstellen kann, dass Microsofts Konsolen der Zukunft genauso wie die heutige Playstation PC und Konsole in einem vereinen.


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Kommentare

4 Antworten zu „Einheitskonsole: Idee und Realität“

  1. Avatar von Ernie
    Ernie

    „Lizensen“ lol Rechtschreibprüfung hilft.

  2. […] hab ich diesen Artikel auf Golem.de gelesen. Am Abend ist mir dann der Artikel von JTR.ch aufgefallen. Wie man JTR kennt hat er den Artikel genau gelesen und hat sich auch sein eigenes Bild […]

  3. Avatar von Puppet Master

    Lizensen?

    JTR, wärmst du dich schon mal für die LAN auf? Transensprüche mit Darky werden wir @ MTF wohl nicht zu hören bekommen. Er kommt ja nicht. ^^

  4. Avatar von Puppet Master

    oha, JTR, du darfst doch weitermachen… darky hat sich zur LAN angemeldet 😛

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