Bioshock ist zwar offizieller Nachfolger der System Shock Spielserie, erzählt aber eine komplett eigene Geschichte. Diese ist Ende der 50er Anfangs der 60er Jahre angesiedelt. Die System Shock Serie baute auf eine Mischung zwischen klassischem First Person Shooter und Rollenspielelemente auf. Auch Bioshock hat die Ambitionen diese Elemente unter einem Spiel unterzubringen.
Rapture – Die Geschichte einer Stadt
Die ganze Geschichte fängt mit einem Flugzeugabsturz an. Inmitten des atlantischen Ozeans stürzt euer Flugzeug gegen einen Leuchtturm. Dieser dient euch als einziger Überlebender gleichzeitig als Einstiegspunkt zu der Unterwasserwelt Rapture. Diese Stadt wurde von einem amerikanischen Millionär Andrew Ryan als sein visionäres Lebenswerk erbaut, weit weg aller herkömmlichen Konventionen. Er wollte ein Zufluchtsort für Freidenker und Visionäre erschaffen. Da dabei jegliche moralische und ethische Aspekte ausser Acht gelassen wurden, lief einiges schief. Ihr findet die Stadt im Zerfall, angehäuft mit Leichen vor. Zu Beginn habt ihr das Gefühl, dass nur mit dieser Stadt etwas nicht stimmt, müsst aber später feststellen, dass euer Schicksal mit dem von Rapture unheilvoll verbunden ist.
Shooter oder Rollenspiel?
Schon unmittelbar nach eurer Ankunft in Rapture müsst ihr euch mit Gegner auseinandersetzen die euch angreifen. Diese wie alle Gegner sind entstellte Menschen. Sie haben sich durch Genimplantate so entstellt, die ihnen ein besseres Leben von den Herstellern versprachen. Auch ihr als Spieler werdet von diesen „žPlasmiden“ wie sie sich nennen rege Gebrauch machen. Sie verschaffen euch nebst den konventionellen Waffen eine weitere Angriffsart. So könnt ihr Gegner in Brand setzen, sie einfrieren, ihnen ein Elektroschock verpassen oder per Telekinese Gegenstände bewegen. Einige findet ihr in Behältern frei in den Levels die meisten müsst ihr euch erkämpfen. Dazu aber später mehr. Daneben findet ihr auch anderer Plasmide die eure Wehrhaftigkeit in Form von Körperschutz oder anderen Fähigkeiten verbessern. So könnt ihr besser Selbstschussanlagen oder Safes knacken bzw. hacken. Dieses Hacken läuft immer im gleichen Stil ab, indem ihr ein Röhrenbau in Form von nicht aufgedeckten quadratischen Feldern von A nach B führen muss. Ihr steht dabei unter Zeitdruck, denn durch den unvollendeten Röhrenbau schiebt sich eine Flüssigkeit.
Die Little Sisters und ihren grossen Bruder
Kommen wir zu den Kämpfen. Die verlaufen sehr konventionell, und die Künstliche Intelligenz (KI) lässt doch etwas zu wünschen übrig. So greifen die Gegner grösstenteils frontal an und macht nicht mal den Versuch grossartig auszuweichen. Sie flüchten gelegentlich, damit hat es sich aber auch schon. Trotz stetigem Munitionsmangel (bei mittlerer Schwierigkeitsstufe) sind die meisten Gegner kein grosses Problem. Zumal wenn man stirbt in sogenannten Vitalkammern wiederbelebt wird. Im eigentlichen Sinn kann man also gar nicht sterben. Die Kämpfe die aber definitiv eine Herausforderung darstellen, sind die gegen die „žBig Daddys“. Die Big Daddys sind riesige in alten Taucheranzügen (Kopfschütze aus Messing) steckende Kampfmaschinen, die massiv viel einstecken können und nichts anderes als Aufgabe haben, als die „žLittle Sisters“ zu beschützen. Die Little Sisters sehen wie kleine Mädchen aus, die den Leichen Adam entziehen. Was hat es mit dem ungleichen Gespann und Adam auf sich? Adam ist der Stoff der in den Plasmiden steckt, er ist der Stoff aus dem die Träume in Rapture gemacht sind. In Adam steckt die Macht der genetischen Wunderwaffe, mit dem man sich die grössten Umbauten am eigenen Körper realisieren kann. Und ihr braucht um zu überleben dieses Adam, an das ihr nur über die Little Sisters und deren Tod kommt. Hier steht ihr an der grössten moralischen Wendepunkt im Spiel. Ihr könnt die Little Sisters töten um an das Maximum an Adam heran zu kommen, oder ihr könnt euch dazu entschliessen sie zu retten, was weniger Adam verspricht, dafür eine andere Belohnung. Aber wie gesagt, zuerst müsst ihr die Big Daddys die die Little Sisters bewachen besiegen. Eure genetischen Fähigkeiten finden sich in verschiedene Kategorien gegliedert wieder. Ihr habt je nach Level eures Charakters verschieden viele Slots zur Verfügung, die ihr aber an sogenannten Genbanken umverteilen könnt. Mit dem Adam könnt ihr euch jeweils an entsprechenden Stationen neue Fähigkeiten kaufen.
Die Waffenkammer
Das Waffen Repertoire ist gross. Es erstreckt sich von herkömmlichen Schusswaffen, Kleinkaliber, Maschinengewehr, Schrottflinte, Granatenwerfer bis hin zur Armbrust über zu unkonventionellen wie den Chemowerfer, der je nach Wahl Napalm, Stickstoff oder mit einem extrem starken Elektrostoss um sich schiesst. Allgemein verfügen die meisten Waffen über mehrere Munitionstypen (normale, antipersonen und panzerbrechende Geschosse), die je nach Gegner mal mehr oder weniger effektiv sind. Munition findet ihr in den Levels oder ihr könnt sie an gewissen Automaten kaufen, mit dem Geld das ihr ebenfalls bei den Leichen findet.
Rapture „“ Schönheit und Hässlichkeit in einem
Die Levels sind sehr abwechslungsreich und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Dieser Detailreichtum mit dem typisch 50er Jahren gehaltenen Flair, unter anderem durch entsprechende Plakate, erzeugt ein unvergleichlich realistisches und überzeugendes Ambiente. Die Unreal 3 Engine zeigt hier einmal mehr was in ihr steckt und grad die Wassereffekte suchen Ihresgleichen, sind sie doch auch ein zentrales Element des Leveldesigns. Doch gleichzeitig machen die Anhäufungen von verstümmelten Leichen und andere brutale Szenen einem schnell klar, dass hier keine heile Welt herrscht, und dass dieses Spiel definitiv nicht in Kinderhände gehört. Es geht hart zur Sache in Rapture, in der Stadt in der niemand mehr unschuldig ist, nicht mal mehr die Kinder! Die musikalische Untermalung hält sich auch an den 50er Stil und passt hervorragend, ja erzeugt zwischendurch zusammen mit den Geschehnissen richtig für Gänsehaut.
Von Levelabschnitt zu Levelabschnitt kommt ihr im Spiel per Metro. Naja, diese Metro besteht aus Tauchkugeln, wie könnte es auch anders sein. Ihr könnt jederzeit wieder zurück zu den vorangegangenen Levels wechseln, jedoch macht das in den wenigsten Fällen Sinn, bzw. zwingt euch die Story eigentlich nie dazu, sondern diese treibt euch linear voran. Natürlich könntet ihr ausscheren, was aber die wenigstens bei dem spannenden Handlungsstrang tun werden.
Fazit
Ich habe nur System Shock 2 dazumal etwas angespielt gehabt, weiss jedoch, dass Bioshock insgesamt weniger Rollenspielelemente bietet als seine Vorgänger bzw. auch mehr einem klassischen Shooter ähnelt. Waren doch früher eher ein langsameren Vorgehensstil bestimmend, so geht’s bei Bioshock ganz schön zur Sache. Ich habe in Bioshock wohl genauso viele Gegner mit der Rohrzange todgeschlagen wie bei Condemned mit irgendwelchen Rohren. Und es zeigt wie hart das Spiel ist. Dazu bietet Bioshock eine interessante Story mit ebensovielen überraschenden Wendungen und das ganze in einem 50er Jahre Stil der stilechter nicht rüberkommen könnte und wirklich unvergessliches Ambiente erzeugt. Das Spiel hat mich überzeugt, dennoch trüben die immer gleichen Hackpuzzles und die doch mit der Zeit leicht eintönig wirkenden Kämpfen etwas den positiven Eindruck. Nichts desto Trotz ist Bioshock eine klare Kaufempfehlung wert. Hier verpasst man sonst ein sehr gut gelungener Egoshooter. Wer allerdings zu viel Rollenspiel erwartet, der wird enttäuscht sein (wie auch mit Stalker damals). Schade ist natürlich auch, dass ein Multiplayer Part fehlt. Denn das Spiel hat man im Schnitt in ca. 15 Stunden durchgespielt.
Benotung: (nach Schweizer Notensystem: 1 = schlechteste, 6 = beste)
Grafik: 5.5
Sound: 5
Steuerung: 4.5
Gameplay: 5
Spieldesign: 5.5
Multiplayer: na
Umfang: 5
Overall: 5
Tops & Flops:
+tolle Grafik
+abwechslungsreiche Story
+abwechslungsreiches Leveldesign
+ glaubwürdiges Ambiente
+Sound Untermalung
-dumme KI
-hakige Steuerung, grad wenn es hektisch zu und her geht
-Hacken: langweiliges immer dasselbe Puzzle Spiel
Dieses Review wird aller Voraussicht auch auf my360.ch veröffentlicht!
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