Mass Effect 3: Enttäuschender Schluss

Ich habe letzten Sonntag Mass Effect 3 fertig gespielt gehabt. Hatte dafür ein Spielstand genommen, welchen ich seit dem ersten Teil habe, sprich es sind alle Entscheidung seit dem ersten Teil berücksichtigt worden. Das ist wirklich etwas einmalig und geniales was Bioware hier bietet.

Das Spiel setzt konsequent die Story fort, sollte aber selbst für Leute die keinen der Vorgänger gespielt haben eingängig genug sein. Mass Effect ist ja schon mit Teil 2 eigentlich zu reinem Shooter geworden, und Teil 3 konzentriert sich noch mehr auf die Kämpfe. Was sich aber geändert hat, ist die Länge der Zwischensequenzen. Genau das was ich immer an japanischen Hersteller bemängelt habe, dass sie den Spieler aus dem Spielfluss reissen durch viel zu lang geratenen Zwischensequenzen, hat sich nun auch Bioware scheinbar genötigt gefühlt einzubauen. Für mich ein klarer Rückschritt und das Spiel wird künstlich in die Länge gezogen. Insgesamt hat man an Teil 3 ca. 20 Stunden, auch wenn man sich nicht nur auf Hauptqueste konzentriert.

Die Grafik hat meines Erachtens zwar keinen erheblichen Sprung gemacht, aber ist stimmiger und insgesamt wirkt es aufpolierter. Es gibt zwar immer noch hässliche Lowres Texturen stellenweise bei NPC Charakteren. Was mir immer an Mass Effect gefallen hat ist, dass man die Unreal 3 Engine die Verwendung findet nicht bemerkt. Sonst wirken vom Stil her viele Spiele die mit dieser Engine realisiert wurden ähnlich (Shader, Maps usw.). Das ist bei Mass Effect nie der Fall gewesen und zeigt, dass sich Bioware die Mühe gemacht hat, keine vorgefertigten Bibliotheken von Epic zu übernehmen.

Aber nun zum eigentlich Grund der Kritik. Einerseits ist es wieder wie Teil 2, plötzlich fertig das Spiel. Man hat einfach immer das Gefühl, „Jetzt geht es erst richtig los“. Und dann ist plötzlich das Spiel schon fertig. Und das Ende ist enttäuschend, vor allem weil jeder Dialog im Spiel mehr Entscheidungsmöglichkeiten lässt. Mehr will ich aber nicht verraten. Es gibt weitere Aspekte¹, von denen man sich im Nachhinein von den Spielmachern getäuscht fühlt. Sie suggerieren einem die ganze Zeit, „da kommt noch was“, was aber nicht der Fall ist.

Mass Effect 3 ist sicher kein schlechtes Spiel. Da hat EA mit Syndicate die Spieler für diesen Monat wohl schon genug enttäuscht. Es bleibt immer noch ein grundsolides Werk von Bioware, und ist qualitativ weit über dem was andere Konkurrenten so bieten können. Aber es hat dennoch ein paar grobe Spieldesign technische Patzer. Man hätte mehr aus der Vorlage der beiden Vorgänger machen können. Während Teil 1 mit den neuartigen Dialogsystem und dem mal nicht mittelalterlichen Setting sofort Fans fand, war es mit nur 10 Spielstunden jedoch recht kurz geraten. Teil 2 vermochte durch den genialen Plot zu begeistern, hatte über die doppelt solange Spielzeit, enttäuschte jedoch auch schon mit einem abrupten Ende. Teil 3 lässt einem recht harte und gravierende Entscheidungen treffen, ist grafisch nochmals ein rechten Schritt nach vorne gegangen und beendet eine Spielserie, die wahrscheinlich an den enormen Erwartungen gescheitert ist, nicht aber als Spiel an sich. Schlussendlich könnte die parallele Belastung bei Bioware durch Star Wars Old Republic aber auch Schuld sein, dass nicht soviel Entwicklung in den letzten Teil gesteckt werden konnte, wie man es der Serie gegönnt hätte.

Jeder Fans sollte sich dennoch Mass Effect 3 anschauen und wird es wohl auch. Aber nicht wenige werden wohl mit mir die Meinung danach teilen: da wäre mehr drin gelegen. Vor allem wenn man bedenkt welche Resonanz bisher die Spielserie bei Spielern weltweit hervorgerufen hat und dass dies der letzte Teil der Serie (zumindest offiziell) gewesen sein soll. Aber auch andere Spielserien sind mit ihren Abschlüssen an den zu hohen Erwartungen der Fans gescheitert. Das Problem welches ich für Bioware sehe: Ein Spieler der von Ende des Spiels enttäuscht ist, wird sich auch kein zusätzlichen Content (DLC) kaufen. Und wie man bei metacritic.com nachlesen kann, sind nicht gerade wenige der Kunden enttäuscht. Es bleibt aber gerade wegen den sehr drastischen Entscheidungen und damit verbundenen Wendungen und den drei möglichen Enden ein hoher Wiederspielwert.

¹ACHTUNG Spoiler! Die galaktische Übersichtskarte mit den einzelnen Sektoren und den angegeben Bereitschaftsgrade erfüllt keinerlei Funktion. Sie ist reine Zierde. Man kann die Bereitschaft nicht beeinflussen, noch werden einzelne Sektoren vor gängig durch engagiertes Handel von den Reapern befreit wie man meinen könnte.


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Kommentare

2 Antworten zu „Mass Effect 3: Enttäuschender Schluss“

  1. Avatar von -Spooky-

    *sich mal genötigt fühlt für die Kriegskarte zu sprechen*

    Na unseren MP Runden hat sich der Status dieser Karte im Einzelspieler verändert. Ergo werden die Daten von MP und dortiger Progress dort, in den Einzelspieler übernommen und (schätzungsweise) eben auch im weiteren Spielverlauf Funktionen übernehmen.

    Deswegen werde ich sowohl als auch benutzen, weil es mich einfach interessiert – ob es sich verändert hat / wird / kann.

  2. Avatar von JTR

    Ja haben wir nun im nachhinein bemerkt. Nur die meisten Spieler werden zuerst mal Singleplayer Kampagne durchspielen, bevor sie den Multiplayer anschauen.

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